Sonntag, 29. Mai 2005

Sorry oder Frauen und Champagner

Ach es geht nicht anders, ich muss mich entschuldigen. Gleich nach Weihnachten kam der große Stress auf und der schöne Sommelierblog trat in den Hintergrund.

Heute ist ein so schöner Sommertag, und die Hitze schreit nach Erfrischung. Ein Sekt, ein kühler prickelnder von der ganz trockenen Sorte. Denke zuerst an W. Busch, der (auch kein Kostverächter) mal schrieb: und es perlt im Glase von der Witwe Klicko die Blase.

Damit wäre ich ganz nah am Thema. Frauen und Champagner.
Zuerst können wir froh sein, dass die Franzosen, die heute unsere Freunde sind, 1919 im Versailler Vertrag uns nur die Verwendung des Begriffes Champagner untersagt haben. Da (Zitat aus einem Werner-Fassbinder-Film) die Frauen auch dem Sieger gehören, hätte es auch noch schlimmer kommen können.

Bleiben wir beim Thema Frauen und Sekt. Da fällt mir nämlich ein, dass in meinem Kühlschrank eine Flasche Reichsrat v Buhl 2001er Weissburgunder Sekt b.A. "zero Dosage" wartet.

Mitgenommen habe ich den Sekt als Geschenk meiner Wiener Freundin, die mich zu einer Weinprobe nach Deidesheim zu Buhl eingeladen hatte.

Diese Weinprobe werde ich nicht so schnell vergessen. Nicht deswegen, weil die Weine gut waren oder es eine schöne Einladung meiner Wiener Freundin gewesen ist. Sondern wegen der jungen Frau, die diese Weinprobe durchgeführt hat - womit wir wieder beim Thema wären.
Ich weiss nicht mehr, an wievielen Weinproben ich schon teilgenommen habe.

Nur so persönlich begeistert habe ich noch nie jemand erlebt, wie diese Frau den Wein präsentiert hat. Im dunklen Keller klangen ihre gesprochenen Worte wie der Schlag der Nachtigall an einem lauen Sommerabend. Ihre Worte klangen wie gesungen und ich musste immer an Anna Nebtrenko denken. Es war wie Gesang, feinste Koloratur. Man spürte geradezu, wie sie von ihrem Wein überzeugt war. Beeindruckend ihr kompetentes Wissen. Auf die Frage, wann sie in Geisenheim studiert hätte, kam die trockene und selbstbewusste Antwort: "Gar nicht. Habe in dem Weingut Bürokauffrau gelernt und mir so nebenbei das Wissen angeeignet.

Ein Naturtalent. 2001 pfälzische Weinkönigin gewesen und jetzt Exportmanagerin im Weingut.

Nachdem wir jetzt die drei wichtigen Themen Wein, Weib und Gesang in einem Artikel untergebracht haben, reden wir wieder vom Sekt.

Diese Flasche Weissburgunder "zero Dosage" ist mittlerweile halb leer. Und ich voll begeistert. Auch als bekennender Rieslingsektfanatiker ist das ein Erlebnis.

Voll zutreffend, was Jürgen Fendt, Sommelier bei Bareiss einmal gesagt hat: "Er zeigt die nuancierte Cremigkeit mit feinem anhaltenden Kohlesäurespiegel eines Spitzenschaumweins und leugnet nicht seine Herkunft mit Noten von reifen Äpfeln, Quitten und Strohblumen. Zu jedem Anlaß ist dieser Sekt mein Favorit."

Dem ist eigentlich nur insoweit zu widersprechen, dass man zu einem guten Sekt keinen Anlass braucht.

Der warme Sonntagnachmittag verspricht immer schöner zu werden... Kanpai!

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